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  Tötungsstätten für ausländische Kinder im Zweiten Weltkrieg. Zum Spannungsverhältnis von kriegswirtschaftlichem Arbeitseinsatz und nationalsozialistischer Rassenpolitik in Niedersachsen. Raimond Reiter

Hahnsche Buchhandlung Hannover. ISBN3-7752-5875-2

  Die Einrichtung von "Ausländerkinderpflegestätten" im Zweiten Weltkrieg in Deutschland berührt die menschenverachtende NS -"Rassen"politik beim Arbeitseinsatz ausländischer ziviler Arbeitskräfte. Es handelte sich um Lagerunterkünfte, die zur Isolierung von ausländischen Säuglingen und Kleinkindern ab 1943 eingerichtet wurden. Diese Unterkünfte bildeten eine Besonderheit innerhalb des Systems der Zwangsarbeit für Ausländer. Die ausländischen Kinder waren dort einer umfassenden Vernachlässigung ausgesetzt, die oft zum Tode führte. Das in vielen "Heimen" stattgefundene Massensterben war den Verantwortlichen in der Regel bekannt und wurde billigend in Kauf genommen oder gar gefordert. Insofern war die offizielle Bezeichnung "Heim" zynisch, da so eine Fürsorge vortäuscht wurde, die weder weitergehender geplant noch praktiziert wurde. In Einzelfällen wurden "Heime" in Kriegsverbrecherprozessen untersucht und genauere Details sind bekannt geworden.

Die Einrichtung der "Heime" war durch die Zwangsarbeit der "Fremdvölkischen" in Deutschland verursacht und durch die nationalsozialistische "Rassen"politik überformt. Die feststellbare Zahl in Niedersachsen lag bei 58 in Betrieb genommenen und 31 geplanten "Heimen". Die Größe dieser Unterkünfte war sehr unterschiedlich und umfaßte in Niedersachsen 3.000 bis 4.000 ausländische Kinder, von denen nach einer qualifizierten Hochrechnung 2.000 bis 3.000 als verstorben angenommen werden können. Die tatsächliche Opferzahl war höher, da nach Kriegsende weitere Kinder an den Folgen der Isolierung in den "Heimen" starben.

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