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  Nationalsozialismus und Moral. Raimond Reiter

  Das Thema "Nationalsozialismus und Moral" ist eigentlich sehr alt und gleichzeitig neu. Es ist alt, da es schon in den ersten Untersuchungen seit 1930 auftrat, und es ist neu, da diesem Thema in der Forschung bisher kaum systematisch nachgegangen wurde. Ein Grund dafür liegt möglicherweise in der Auffassung, daß der Nationalsozialismus an der Macht die Menschen ohne eine jede Moral beherrscht hat. Wir können aber nachvollziehen, daß das Gegenteil richtig ist: Ein ganzes System von politisch-moralischen Normen, Werten und Gesetzen traf die Menschen im Dritten Reich und versuchte, alle ihre Lebensregungen zu unterwerfen und zu disziplinieren. Bis hin zur aktiven Mitwirkung an der Vernichtungspolitik und dem "totalen Krieg".

Das Problem der Moral des Nationalsozialismus setzt sich in den Phasen seiner Erforschung fort. Eher selten wurde es direkt thematisiert und in seinen Implikationen bedacht. Deshalb wird hier anhand auffälliger Beispiele die Moral im Nationalsozialismus empirisch befragt und ebenso wie die Forschung interpretiert. Es geht hierbei um Stichworte wie: ideengeschichtliche Wurzeln nationalsozialistischer Moral, die nationalsozialistische Propaganda, die Zwangssterilisationen, die Täter und Helfer, die Opfer, die Psychiatrie und die Fremdarbeiter. Diese Beispiele unterstellen ein weit gefaßtes Verständnis der Moral und ihren Verschränkungen mit den politischen, sozialen und kulturellen Verhältnissen der Menschen.

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