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Raimond Reiter. Eine Geheimsprache des Tötens? Zum Sprachgebrauch der Nationalsozialisten bei den Euthanasie-Morden. In: Muttersprache. Hg.: Gesellschaft für deutsche Sprache, 105. Jahrgang. Wiesbaden 1995: 24-30.

  Dargestellt werden geheimsprachliche Redewendungen, die bei den Patiententötungen in der Psychiatrie im Zweiten Weltkrieg in Deutschland aufgetreten sind. Es handelte sich um eine Reihe von Tarnbezeichnungen, deren Bedeutungen kontextabhängig waren und weitgehend nur den direkt Beteiligten vertraut gewesen sind, wie "Behandlung" = Tötung eines Patienten in einer Tötungsstätte, "Behandlungsermächtigung" = Absprache bzw. Freigabe bei der Tötung von Kindern in "Kinderfachabteilungen" usw.

Weitere Tarnbezeichnungen sind bei Organisationen und Abläufen im Kontext der "Geheimen Reichssachen" zu Tötungsaktionen entwickelt worden, wie "Gekrat", "planwirtschaftliche Verlegungen", "Kinderfachabteilungen", "T4" etc. Die verschiedenen Sprachanwendungen werden in ihrer Bedeutung benannt und in ihrer Funktion diskutiert. Eine eigentliche Geheimsprache ist es aber nicht gewesen, sondern ein Bündel geheimsprachlicher Redewendungen, ähnlich einem Soziolekt.

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